Dass die jungen Erwachsenen ohne großes Interesse und vielfach nur wegen der Wahlpflicht an die Urnen gehen, sieht zumindest Marion Muller (Déi Jonk Gréng) so. In ihren Augen ist diese “Politikverdrossenheit der jungen Wähler” auch eine Folge der schwarz-roten Politik. So sei die Sozialreform 5611, gegen die vor drei Jahren Tausende Schüler und Studenten auf die Straße gezogen waren, noch nicht vergessen. “Diese Reform hat nur dem Patronat geholfen, nicht aber den jungen Leuten”, sagt Marion Muller.
Auch ihre Kollegen von den anderen Parteien sehen die junge Bevölkerung auf verschiedenen Sektoren benachteiligt – wenn auch die Perspektiven weit auseinanderklaffen. So sieht die CSJ und ihr Präsident Serge Wilmes nicht ein, warum “eine Generation Schulden macht, die die nächste Generation wieder abbezahlen muss”. Gesunde Staatsfinanzen sind für die christlich-soziale Jugendorganisation nicht zuletzt ein Zeichen für Generationengerechtigkeit.
Bei Bildung und Wohnraum drückt der Schuh
Für Claude Lamberty von den Jungen Demokraten steht das Thema Wohnen im Vordergrund. Weil günstiger Wohnraum innerhalb des Großherzogtums kaum noch zu bekommen sei, würden viele junge Leute aus dem Land gedrängt: “Viele sind gezwungen im Ausland zu wohnen. Nicht weil es dort so schön ist, sondern weil sie sich nichts anderes leisten können.”
Einig sind sich die Jugendorganisationen, dass mehr für die Bildung getan werden muss. Jedes Jahr verlassen 14 Prozent der Jugendlichen ohne Abschluss die Schule. Ihnen müsse man “Alternativen bieten”, findet Taina Bofferding (JSL). Sie unterstützt zum Beispiel die “Schoul vun der zweeter Chance”, wo junge Erwachsene – ob in der Arbeitslosigkeit oder nach einer Lehre – ihren Schulabschluss nachholen können.
34 “junge” Kandidaten
Eines ist sicher: Innerhalb der Parteien haben die jungen Kandidaten Terrain gutgemacht. So gelten insgesamt 34 Kandidaten auf den Listen zur Parlamentswahl als “jung” – je nach Parteidefinition liegt die Obergrenze hierfür zwischen 30 und 35 Jahren. Bei den Grünen sind es acht Kandidaten, bei der CSV sechs, bei der DP neun und bei der LSAP elf.
Zwar sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Jugendorganisationen schon recht groß – es gehe aber um ein Zeichen, meint Claude Lamberty. Immerhin wolle man den Erstwählern und jungen Erwachsenen signalisieren, dass junge Politiker ein gewisses Mitspracherecht in ihren Parteien haben. Deswegen müssten auch die Unterschiede erst einmal in den Hintergrund treten, erklärt Lamberty und ergänzt: “Wenn wir gemeinsam Gehör finden wollen, müssen wir zusammenarbeiten.”
Quell: wort.lu