DAS ENDE DER GETRENNTGESCHLECHTLICHEN TOILETTEN

Das Zeitalter Königin Viktorias von Großbritannien gilt allgemein als Zeitalter großer Innovationen und wichtiger Veränderungen.  Eine der großen Erfindungen dieser Zeit waren öffentliche Toiletten. Aufgrund einer eher biederen viktorianischen Geschlechterkonzeption, die Frauen und Männer strikt voneinander trennte, und um Frauen Schutz vor übergriffigen Männern zu bieten, wurde darauf geachtet, im öffentlichen Raum sowohl Männer- als auch Frauentoiletten zu schaffen.

Seit dem 19. Jahrhundert hat sich die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft stark verändert. Frauen fordern besonders seit der 1960er und 1970er Jahren neben dem formalen Recht für Frauen, an Wahlen teilzunehmen, vollumfängliche Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Unter anderem die Tatsache, dass getrenntgeschechtliche Toiletten bis heute existieren, zeigt jedoch, dass noch viel zu tun bleibt.

Aufgrund der strikten klassischen Unterscheidung zwischen Männern und Frauen sehen sich nämlich insbesondere Frauen beim alltäglichen Toilettengang mit Problemen der Ungleichbehandlung konfrontiert. So sind bspw. die Wartezeiten auf der Damentoilette bei größeren Veranstaltungen oftmals um ein Vielfaches Länger als auf der Männertoilette.

Zu diesem Schluss kommen auch die Wissenschaftler Kurt Van Hautegem und Wouter Rogiest der belgischen Universität Gent. Laut ihren Berechnungen beträgt die durchschnittliche Wartezeit auf Festivaltoiletten für Frauen 6 Minuten und 19 Sekunden, während Männer im Durchschnitt nur 11 Sekunden anstehen müssen. Die Wartezeiten sind für Frauen demnach mehr als 34-mal höher als für Männer.

Ein besonderes Unbehagen fühlen Menschen mit einer anderen sexuellen Identität als der männlichen oder der weiblichen. So müssen sich bspw. Angehörige des Dritten Geschlechts, die auch als Intersexuelle bezeichnet werden, für die Frauen- oder die Männertoilette entscheiden, obwohl sie sich weder dem einen noch dem anderen Geschlecht zugehörig fühlen.  Da diese Menschen das Gefühl haben können, in jedem Fall die falsche Toilette aufsuchen zu müssen, sehen sie sich allzuoft diskriminiert. Auch transsexuelle Menschen können aufgrund der Reaktionen Anderer Unbehagen beim Aufsuchen einer Toilette verspüren.

Ein weiteres, wenn auch vielleicht weniger frappierendes Problem stellt sich Vätern oder Müttern, die mit Kindern des jeweils anderen Geschlecht eine öffentliche Toilette aufsuchen wollen.

Eine Unisex-Toilette stellt für alle diese Probleme eine Lösung dar. Auf einer Unisextoilette pinkelt niemand falsch. Eine Unisextoilette ist für alle da.

Um bestehenden Diskriminierungen ein Ende zu bereiten und die Gleichstellung aller Geschlechter weiter voranzutreiben, fordern wir die Regierung zu einer mittel- und langfristigen Einführung von Unisextoiletten in öffentlichen Gebäuden auf. Desweiteren müssen gesetzliche Hürden, die es privaten und öffentlichen Gebäudeeigentümern verbieten, Unisextoiletten für Angestellte oder Besucher einzurichten, unverzüglich aufgehoben werden.

Durch die Einführung von Unisextoiletten wird der auch im Toilettengang bestehenden Ungleichberechtigung unterschiedlicher Geschlechter ein Ende bereitet. Dies wird allen Menschen ermöglichen, die Toilette zu benutzen, ohne sich unwohl fühlen zu müssen.

Darüber hinaus wird diese Maßnahme sich besonders positiv auf die Wartezeiten bei Festivalbesuchen oder großen Veranstaltungen auswirken. Laut den Wissenschaftlern der Universität Gent kann die Wartezeit für Frauen durch dir Einführung von Unisextoiletten auf Festivals erheblich, nämlich um bis zu 4 Minuten und 19 Sekunden reduziert werden, während sie für Männer  gerade mal um 47 Sekunden steigen würde.

Die Einführung von Unisextoiletten stellt eine relativ kostengünstige gesellschaftspolitische Maßnahme dar, die auf sehr einfache Weise umgesetzt werden und historisch gewachsene Alltagsdiskriminierungen reduzieren könnte. 

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